Sie sind hier: Home » Historisches » Historisches b

Nachkriegszeit und vier Jahrzehnte DDR


Nach einem kurzen Intermezzo der Amerikaner in Leipzig übernahmen sowjetische Truppen die Stadt. Es wurde mit der systematischen Entnazifizierung auch in den Kleingartenvereinen begonnen.

Unter der Regie des Kleingartenamtes und ab 1948 der Kleingartenhilfe des FDGB ging die Arbeit weiter. Die Vereine nannten sich ab sofort „Kleingartengruppe“. Später wurde die Bezeichnung „Kleingartensparte“ eingeführt. Mit der Gründung des Zentralverbandes des VKSK (Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter) am 22. April 1959 waren die Kleingärtner bis zum Ende der DDR unter einem Dach vereint.

Anfangs noch unentschlossen und zögerlich, wurde das Kleingartenwesen zunehmend in das gesellschaftliche Leben der DDR einbezogen. Jedoch nicht in jener Form wie im Dritten Reich, als u.a. die Schreberjugend der Hitlerjugend angegliedert wurde. Auch mussten sich die Kleingärtner nicht zu „Deutschen Abenden“ im Vereinshaus einfinden. In seiner Parzelle hatte der Kleingärtner seine Privatsphäre, ein staatlicher Einfluss bestand aber dennoch.

So stand z.B. das Jahr 1958 unter der Losung „Mehr Obst und Gemüse für unsere Bevölkerung“, die in einem Aufruf der Regierung der DDR herausgegeben wurde. Mit Hilfe des Wettbewerbs sollte möglichst viel Obst und Gemüse aus dem Aufkommen der Kleingärtner der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden. Die Fachkommission rief alle Sparten auf, 5 kg Obst und Gemüse je Mitglied für den Konsum Leipzig abzuliefern, insgesamt 150 Tonnen.

Auch in den folgenden Jahrzehnten rechnete die Staatsmacht mit den Erträgen aus den Kleingärten. Die Wettbewerbsprogramme gingen davon aus, dass je 100 m² Nutzfläche jährlich mindestens 100 kg Obst und Gemüse zu ernten sind.

Ziel der Regierenden war es auch, die Sparten in ihr Umfeld mit zu integrieren. Partnerschaftsverträge mit ansässigen Betrieben waren eine Gepflogenheit.

In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erlebte Schönefeld nach der vollständigen Zerstörung des Dorfes während der Völkerschlacht 1813 wiederum sehr große Veränderungen binnen kürzester Frist.

In drei Bauabschnitten plante die Stadt Leipzig zwischen 1973 und 1975 die Errichtung von 4.332 Wohneinheiten, drei Schulen, zwei Sport- und zwei Kaufhallen sowie weiteren gesellschaftlichen Einrichtungen:

„Schönefeld-Erweiterung“ zwischen Löbauer Straße, Bautzner Straße, Torgauer Straße und Volksgartenstraße;

„Schönefeld II und III“ zwischen Volksgartenstraße, Volksgarten - einer Parkanlage im englischen Stil -, Kohlweg und Gorkistraße.

Folgende Kleingartenvereine mussten einen großen Teil ihrer Parzellen opfern:

„Nordostvorstadt“                        401

„Gesundheitspflege“                      388

„Morgensonne“                              128

„Einigkeit-Ost“                             313

„Einheit“                                      475

Die ersten Nachkriegsjahre in der „Gesundheitspflege“ waren gekennzeichnet durch unermüdlichen Fleiß und Willen der Mitglieder, ihre zerstörten Gärten, Lauben und Gebäude wieder herzurichten.

Seit Anfang der 50er Jahre entwickelte sich die Geselligkeit in der Kleingartengruppe neu. Regelmäßige große Sommer- und Kinderfeste, Ausstellungen der Gartenerzeugnisse, Weihnachtsfeiern und andere Veranstaltungen gehörten wieder zum alltäglichen Programm. In diese Zeit fiel auch der Wiederaufbau des stark beschädigten Vereinshauses. Auch der Verschönerung der Gärten und Lauben konnten sich die Kleingärtner in den 50er und 60er Jahre widmen.

Zwischenzeitlich wurde der Verein umbenannt in Kleingartensparte „Gesundheitspflege Schönefeld“.


Anfang der 70er Jahre wurde es traurige Gewissheit. Das Neubaugebiet benötigte Platz und forderte Opfer. Den meisten Kleingärtnern kündigte man die Parzelle. Nur 48 von ehemals 436 Gärten blieben bestehen. Das Vereinshaus, obwohl im Neubaugebiet liegend, blieb bestehen. Das Vereinszimmer in der oberen Etage konnte weiterhin genutzt werden.

Auf der ehemaligen Vereinsfläche erstrecken sich ab der Gorkistraße die Neubaublöcke der Shukowstraße, des Losinskiweges, des Seipelweges sowie eine Kaufhalle und eine Sporthalle. Eine Entschädigung für das vereinseigene Gelände gab es nicht. Trotz eines Einspruchs durch den Vorstand, der sogar zum Verzug der Bauarbeiten an der Kaufhalle führte, blieben die Funktionäre hart.

Die 48 Restgärten verfügten nur über sechs Handwasserpumpen. Bald versiegte die Wasserförderung. Durch ein Entgegenkommen der Besitzer der Garagengemeinschaft Shukowstraße konnte kurzfristig Abhilfe geschaffen werden.

Nach langem Kampf entstanden östlich der verbliebenen Gärten 1985 durch Neuaufschluss zehn Parzellen von je 300 m² Größe. Auf einer freigewordenen Parzelle errichteten Mitglieder 1985/86 ein kleines Vereinshaus von 36 m² Grundfläche, das auch heute noch diesem Zweck dient. Auch ein Gerätehaus wurde gebaut und ein Schredder- und Kompostierplatz angelegt.

Im Zusammenhang mit der Bohrung eines Brunnens war es notwendig, auch Elektrokabel an die Anlage heranzuführen. Ein Großteil der Parzellen konnte an das elektrische Netz angeschlossen werden. Nach mehrjährigem Genehmigungsverfahren wurde dann 1990 ein 20 Meter tiefer Brunnen in Betrieb genommen. Die Bohrung führte noch vor dem Ende der DDR der damalige VEB Brunnenbau durch.