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Das Dritte Reich und der Zweite Weltkrieg

Die Weltwirtschaftskrise und ihre Folgen versetzten der auf wackeligen Füßen stehenden Weimarer Republik mit ihren ständig wechselnden Reichskanzlern 1933 endgültig den Todesstoß. Die NSDAP und ihre Organisationen übernahmen am 30. Januar 1933 in Deutschland die Macht.

Im Mai 1933 begann die sogenannte „Gleichschaltung“. Damit ist die völlige Anpassung an Inhalt und Ziele der Nationalsozialisten gemeint. Auch in das Kleingartenwesen zog der braune Geist ein. Vom Stadtgruppenführer der Kleingärtner Hupfer wurden die Vorstände angewiesen, eine exakte Auflistung ihrer Mitglieder mit Name, Beruf, Mitgliedschaft in nationalen Parteien, aber auch bis 1932 in der SPD und die Mitgliedschaft in Freien Gewerkschaften anzufertigen. Weiterhin wurde festgelegt, dass der erste und zweite Vorsitzende, der erste Kassierer und der Schriftführer Mitglied der NSDAP sein mussten. Auch hieß der Vorsitzende ab sofort Vereinsführer und wurde von der Stadtgruppe ernannt.

Im November 1933 ordnete man an, dass man nur noch Mitglied eines Kleingartens werden kann, wenn man arischer Abstammung ist. Die Nazis vereinnahmten das Kleingartenwesen vollends und verbogen das Gedankengut von Dr. Schreber und Dr. Hauschild rigoros zu ihren Gunsten.

Anfang 1934 erschien der Propagandafilm „Blut und Boden“, der im gesamten Dritten Reich zur Pflichtveranstaltung erklärt wurde.

In der Bekanntmachung „Politische Schulungsabende in den Kleingartenvereinen“ *) war exakt festgelegt, wer sich wann und wo den Film anzusehen hatte.

In der „Gesundheitspflege“ wehte nun auch der Wind der neuen Machthaber. Im Rahmen eines „Deutschen Abends“ am 7. Oktober 1933 stand die Weihe eines Hitlerbildes und eines Fahnenbanners im Mittelpunkt.

Dem Verein gelang es 1933 durch Hinzupachtung sein Areal auf 81.957 m² Fläche mit 431 Parzellen auszudehnen. Im Jahr darauf renovierten die Mitglieder das alte Vereinscasino. Es diente fortan zur Aufbewahrung von Spielgeräten sowie zur Unterbringung von zwei Jugendgruppen.

 

Neben der „Gleichschaltung“ beabsichtigten die Nationalsozialisten auch den Zusammenschluss von Gartenvereinen bzw. den Anschluss kleinerer Vereine an größere Anlagen. Nicht überall ging dies jedoch reibungslos vonstatten. Es gab auch erfolgreichen Widerstand.

So geschehen in den „Mariannengärten“. Vom Stadtgruppenführer Hupfer wurde am 2. Oktober 1933 eine Mitgliederversammlung einberufen. Einziges Thema war der vorgesehene Anschluss des Vereins an die angrenzende größere „Gesundheitspflege“. Mit 66 zu 79 Stimmen wurde der Antrag abgelehnt.

Kannte die heranwachsende Generation die Gräuel eines Weltkriegs nur aus den Schilderungen der Älteren, so musste sie nun selbst, 25 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, die schreckliche Brutalität des Zweiten Weltkriegs am eigenen Leibe miterleben. Dieser wurde noch grausamer für die Zivilbevölkerung durch seinen Luftterror.

Die Schäden in der „Gesundheitspflege“ sind genau dokumentiert worden. Am 4. Dezember 1943 und am 20. Januar 1944 wurde die Gartenanlage durch zwei Luftangriffe schwer beschädigt. 284 Gärten und Lauben waren betroffen. 66 davon sowie das alte Vereinscasino sind total zerstört und das neue Vereinshaus (heute Gaststätte „Stottmeister“) schwer beschädigt worden.